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Ok, Studienabschluss, Verlobung, Promotionssuche und noch soviel anderer Kram kam mir dazwischen und nun ist Broder out. Einfach in der Unwichtigkeit verschwunden. Nicht aktuell. Hinzukommt, dass sein Buch Gott sei Dank nicht so einen Impact hatte, als dass eine über das im Zuge des aktuellen Tagesgeschehens hinausgehende Beschäftigung damit interessant wäre. Man kann sagen, sein Relevanz-Haltbarkeitsdatum ist abgelaufen und ich – muss ich zugeben – habe es nicht geschafft, ihn vor Ablauf zu betexten. Und nun ist mir meine Zeit zu gut dafür. Falls jetzt ein Aufschrei der Empörung durch die Massen fährt, kann ich mir das natürlich noch mal überlegen. Aber so, von mir selbst, habe ich kein Bedürfnis mehr nach schriftlich festgehaltener Auseinanderpflückung, da sollen andere Texte wachsen. Wollte ich nur kurz erklärend voranschicken, bevor ich mich auf diesem Blog wieder anderen Dingen widme (was ich vorhabe :-D)

… und weiter …

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Nochmals muß ich mich entschuldigen, Hausarbeiten warten (sehr geduldig, das muß ich sagen), Familie und Freunde wollen umsorgt werden und mein bißchen Restkapazität geht derzeit für online-Dikussionen drauf.

Zudem regt Broder so gar nicht zur Beschäftigung an, aber ich habe es mir vorgenommen, on verra. Ich glaube allerdings vor dem 5.1. wird das nix.

Nur dass ihr nicht glaubt, hier erstürbe alles.

Grüße sendet
Lyn/Pein

Eine kurze kränkelnde Bitte um Entschuldigung

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Salam und hallöchen,

wahrscheinlich aufgrund von Unvernunft habe ich einen blöden Erkältungsrückfall erlitten – mein Hirn ist ähnlich verstopft wie die Nase und mein Kopf brummt mit dem Laptop um die Wette (was mich in Größere Sorge um den Lappi ausbrechen läßt) – deswegen war ich die letzten Tage ein wenig faul bzw. verhindert.

Es soll aber bald weitergehen. Ich habe mir (natürlich über zvab.de, damit kein Cent an den Autor verschwendet wird) Broders „Hurra! wir kapitulieren“ bestellt (Ulfkottes Bändchen soll folgen). Mal schauen ob mich die Lektüre zu geistigen Ergüssen inspirieren wird. Allein die schwarz-weiß-rote Aufmachung, ach ich könnt schon wieder …

Nunja, erstmal steck ich meine Energien ins Genesen, aber, so Gott will, folgen hoffentlich bald wieder ein paar Posts.

ADAC-Monatsheft wirbt für islamfeindliches Machwerk

Alter Schwede...

Alter Schwede! Was muß ich da lesen! Im aktuellen ADAC-Monatsheft wird ganzseitig Ulfkottes „S.O.S. Abendland – Die schleichende Islamisierung Europas“, eine paranoide Dystopie in schwachen Kapiteln, beworben. In Farbe, und mit Bestellschein!

Und, verflixt ja, es hat schon was gebracht, man klicke hier:

http://www.ciao.de/SOS_Abendland_Ulfkotte_Udo__Test_8457655

Ach verdammt, das ist das schlimme an den Neuen Rechten. Früher konnte man sie ja noch als grölende Dummköpfe abtun – gut, ein paar davon gibt’s immer noch – aber neuerdings schreiben sie Bücher! Und mehr als eines! Pro Kopf, meine ich! Da lassen sich einfache Gemüter noch leichter ködern, und schütteln den Kopf über diese schlimmen und gar so verschwiegenen Wahrheiten (siehe den Rezensenten aus obigem Link).
Aber Ulfkotte bringt wirklich skandalöses zutage. Man stelle sich vor: Da werden Toiletten in DEUTSCHEN Gefängnissen umgebaut, weil Muslime beim Geschäft-Verrichten weder mit dem Gesicht noch mit dem Rücken gen Mekka sitzen dürfen (was übrigens keine Fehlinformation ist, das muss man ja dazu sagen). Unsere guten abendländischen Toiletten! Einfach um 45° gedreht! Wo soll das bitteschön noch hinführen. Welcher Deutsche kann sich denn da noch wohl fühlen.
Was ich nicht verstehe – Ulfkotte und Konsorten sind doch eigentlich für die Herrschaft der Mehrheit. Ihr wisst schon, wir sind hier im Abendland, wir waren schon immer abendländisch (*glucks*) und das ist immer noch unsere Heimat, die Minderheit muss sich anpassen etc. pp. Nun sind aber doch angeblich 70% der Inhaftierten Muslime. Somit sollte es für jemanden, der an das Recht der Mehrheit glaubt, gar keinen Grund mehr geben, die Toilettendrehung zu kritisieren. Oder ist Klosett-Rotieren eine derart schwerwiegende Sache, dass man sie als Abendländer in keinem Fall akzeptieren kann? Merkwürdig.


Was ich weiterhin nicht verstehe: Warum hat Udo U. denn mit diesem Sachverhalt ein Problem?

„* dass Muslime in arabischer Sprache darüber aufgeklärt werden, dass die Einheimischen nicht Menschen zweiter Klasse sind, sondern auch Menschenrechte haben.“

Was wäre denn sein Alternativvorschlag? Ah, Idee … wahrscheinlich möchte er „Einheimische“ gerne durch „Islamkritiker“ ersetzt sehen, oder durch „politisch Unkorrekte“, damit hat er’s ja ein bisschen.

Naja, das ist ein anderes Kapitel, bedenklich finde ich, wie salonfähig die sogenannte Islamkritik geworden ist – und wie salonfähig sie weiterhin gemacht wird, wenn selbst ein dermaßen harmloses und unpolitisches Blättchen wie das ADAC-Monatsheft ein solches Buch bewirbt. Ich dachte, nach der Henryk M. Broder-Autogrammstunde im Hugendubel haut mich so schnell nichts mehr um, aber das … Alter Schwede. Da wendet sich der Gast mit Grausen…

(der erste NeoRechti, der sich über „Gast“ freut, kriegt die Goldene Knoblauchzehe verliehen)

Wer ist dieser Satire, und warum darf er alles?

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Warum darf Satire alles, bzw. soll alles dürfen dürfen? Was heißt „alles“? Meint alles wirklich alles? Oder nur „mehr, als wahrscheinlich von den meisten Biedermännern als erlaubt angesehen würde“?

„Was darf Satire? Alles!“ wird als ultimativer Abwürger jeglicher Diskussion verwendet. Als ob eine  reine Behauptung irgendeine Erklärung darstellte. Menschen, die über etwas nicht lachen KÖNNEN, werden somit als verklemmt verschmunzelt. Das kann im Einzelfall stimmen.

Aber jeder Mensch hat Grenzen – Grenzen zu haben, ist menschlich. Irgendeiner Institution Grenzenlosigkeit zuzusprechen, wie in diesem Fall der Satire, kann zu Unmenschlichkeiten führen. An sich stellt es schon eine Unmenschlichkeit dar, von Menschen zu erwarten, grenzenlos alles zu akzeptieren, solange es den Stempel Satire trägt. Und weil Satire das – angeblich – darf.

Wer bestimmt überhaupt, wann eine Sinneinheit den Tatbestand der „Satire“ erfüllt? Dieser Begriff klingt elitär (schließlich dürfen nicht „Humor“ oder „Witze“, „Kalauer“ oder „Späße“ _alles_) und reichlich gebildet. Irgendwie wird einem normalerweise schon klar, dass damit keine Judenwitze gemeint sein können. Zumindest keine wirklich rassistischen. Dabei verteilen rechte Zeichner durchaus Comics, die jedem gradeaus denkenden Menschen als urdeutlich rassistisch erscheinen. Laut den Rechten ist das Satire.
Ich befürchte allerdings, dass die „Satire darf alles“-Fraktion auch ein wenig eine „Was Satire ist, bestimmen wir“-Fraktion ist.

Ach diese g’schmissigen Sätze, die alles auf den Punkt zu bringen scheinen.

Kopftuchgeschichten

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Die Umstellung von Haupthaar auf Kopftuch verlief komplikationsarm, man kann das nicht anders sagen. Ich persönlich finde es natürlich sowieso nur toll; in einer Stadt wie Frankfurt am Main würde jeder, der es sich in den Kopf gesetzt hat sich über verschleierte Frauen aufzuregen wahrscheinlich an Trippelherzversagen elendig zugrunde gehen bevor er „Integrationsdebatte“ buchstabieren kann und auch mein nahes Umfeld, so es nicht sowieso aus ob dieser Entscheidung jubilierenden Muslimen besteht, ist zu über 90% gelassen genug, eine derartige Veränderung meiner Optik nicht einmal zu kommentieren.

Wenn ich mich nun im folgenden über Einzelfälle echauffiere, so soll das nicht von der Tatsache ablenken, dass ich mir wohl bewusst bin, wie wunderbar einfach mir das Leben mit dieser Entscheidung gemacht wurde, oder davon, dass ich mich über jede stumme Akzeptanz, jedes kurze Gespräch[1] und jede Anerkennung gefreut habe.

Derlei Einzelfälle, von den privaten abgesehen (die es, eben sehr selten, doch auch gab und die natürlich etwas schmerzhafter sind), stellen vermehrt Kunden im Antiquariat dar.

Selbstverständlich: Man muss das verstehen – ein Hort des Wissens und der Bildung, ein der etwas alternativen Szene der Gebrauchtbücherverkäufer zugehöriges Etablissement, ein Platz, an dem man als gebildeter oberer Mittelstandsmensch recht gerne gesehen wird – und dann eine augenscheinlich subordinierte, unintegrierte Fremdländerin als Ansprechpartner, der im Heimatland sicher jegliche Bildung verwehrt würde. Da kann es auch bei Grünwählern zu Kurzschlussreaktionen kommen. Diese äußern sich meist in folgendem Satz, der wie kein anderer die Schlaglöcher des Kopftuchs verdeutlicht: „Gehören Sie hier dazu?“ Garniert mit einem kurzen Fingerschwenk durchs Antiquariat.[2]

Selbst mit der unterstellten Aufrichtigkeit, dass der Fingerschwenk die infrage gestellte Zugehörigkeit ausschließlich zum Laden symbolisieren soll, bietet sich dem eingeweihten liberalen Beobachter eine große Angriffsfläche.

Um sich die Absurdität der Frage in einer solchen Situation zu verdeutlichen, muss man sich die Szene vors geistige Auge rufen:

Der Kunde betritt den Laden und sieht sich innerhalb eines Verkaufsraumes direkt dem Arbeitstisch gegenüber, auf dem der Arbeits-PC steht, während ich davor sitze – also genau dort, wo der Chef die restlichen Tage der Woche zugegen ist -, offensichtlich den PC bediene, also arbeite, dabei meist noch ein Buch in der Hand halte, das ich inspiziere, um seine Daten in die Maschine einzuspeisen, zudem beim Öffnen der Türe aufschaue und mit einem freundlichen „Guten Tag“ direkten Augenkontakt zum Kunden herstelle –  während ich meistens außerdem völlig allein im Laden bin. In einer solchen Situation tatsächlich fragen zu können, ob ich „hier dazu gehörte“ ist nur mehr mit Weil-nicht-sein-kann-was-nicht-sein-darf-Gedankengut zu erklären.[3]

Es ist mir zuvor, wenn ich mich recht entsinne, nie geschehen, mich im Antiquariat, hinter dem Tresen sitzend, ein Buch inspizierend, freundlich nickend, den Kunden begrüßend, mit solch einer Bitte um Information konfrontiert zu sehen.

Nun denn. Was tun? Meist belasse ich es bei einem neutralen „Ja.“ Selten zuckt mir ein „Nein, ich habe nur eben den Besitzer niedergeschlagen und checke jetzt meine eMails“ in den Stimmbändern – oder ein „Nein, ich bin die Putzfrau, ich musste mich nur kurz setzen, dabei ist mir dieses Buch aus dem Regal in die Hand gefallen, während sich Feudel und Eimer auf unerklärliche Art und Weise dematerialisiert haben.“ Dann denke ich mir aber: Cool down.

Jedoch: Ein einziges Mal habe ich eine leicht in diese Richtung gehende Antwort an die Frau gebracht. Denn der bejahten GehöSiHiDazu-Frage folgte ein erstaunt gemurmeltes „Hätt ich gar nicht gedacht.“ Da schwoll mir doch der Kamm (Gott sei Dank sieht man das ja nun nicht mehr) und ich frug tatsächlich etwas giftig zurück „Wieso, dachten Sie ich sei die Putzfrau?“ Und von dem was dann kam weiß ich immer noch nicht recht, was halten. Sie antwortete: „Nein nein, eher die Dame des Hauses.“ … Gut, es mag sein, für Menschen ihrer Generation kann ein Kopftuch tatsächlich noch als elegantes Modeaccessoire gelten. Trotzdem wirkt mir diese Antwort bis jetzt nicht ganz koscher, wahrscheinlich weil die Dame des Hauses ja auch irgendwie dazugehören würde… nun denn. Es entwickelte sich noch ein recht freundliches Gespräch und ich möchte zumindest keine böswillige Absicht unterstellen. Aber was genau das sollte, weiß ich bis jetzt nicht. War es die Wahrheit? Ein verzweifelter (und missglückter) Sprung von einer Dummheit in eine Sinnlosigkeit? Oder etwas ganz anderes?

Beim nächsten „Gehören Sie“ schreib ich Bescheid.



[1] „Ah, Du trägst jetzt Kopftuch?“ „Ja, seit ein paar Tagen.“ „Warum?“ „Spontane religiöse Entscheidung.“ „Ok. Und sonst so?“ o.ä.

[2] Dieser Fingerschwenk täuscht nur oberflächlich über die Dimension der Frage hinweg. „Gehören Sie hier dazu?“ In diesem HIER liegt die ganze Gefahr. Aber lassen wir vorerst den psychologisch-soziologischen Aspekt der Frage (die in anderen Situationen auch „Gehören Sie zu uns dazu?“ „Gehören Sie hier hin?“ lauten könnte) mal außen vor.

[3] Ja, derlei Dinge sind mir in den 23 Jahren vor dem Kopftuch auch schon passiert – einmal. Wenn auch ein besonders heftiges Mal. Ich wartete, vollgepackt mit – nein, umzingelt von Einkaufstüten auf meine Mutter, die eine der öffentlichen Toiletten an der Hauptwache nutzte und wurde von einer Dame gefragt ob ich hier „arbeite“. Ein ca. 17jähriges Mädchen, mit Kaufhof- und H&M-Tüten garniert.

Das war nun wirklich das, was man einen Einzelfall nennt. Die Antiquariats-„Gehören Sie hier dazu?“’s sind auch Einzelfälle, aber keine singulären.

Freundeabend

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Eine Freundin eines Freundes, so erfuhr ich heute Abend, schreibt ihre Magisterarbeit zum Thema Ausländerkriminalität. Yeaha, ausgelutschter können wohl nur meine Kopftuchtexte sein. So denkt man erstmal. Gemach!

Warum ist das Thema ausgelutscht? Weil es ausgelutscht wird. Warum wird es das? Weil es brandaktuell ist.

Es gibt mehrere Verhältnisse, die dazu führen können, dass ein Thema ausgelutscht ist. Ich finde, etwas, in dessen Begründungskette schon an zweiter Stelle Brandaktualität erscheint, sollte gut Chancen haben TROTZDEM immer und immer wieder gekäut zu werden (hehe).

Das soll hier aber nicht geschehen. Mich interessiert etwas anderes, ein Nuance, auf die wir im Laufe der Diskussion gestoßen sind. Teil dieser Nuance, die ich noch nicht ganz benennen kann, sind z.B. fremdländische Lautstärke in Verbindung mit Deutscher Biedermeierität. Oder Biedermeierismus. Biedermeier…ung? Wie auch immer.

Selbstverständlich, nicht jeder Fremdländer ist laut, nicht jeder Deutsche meiert bieder. Ich habe rein biographische Gründe, diesen Punkt herauszugreifen.

Als ich vor Jahren mit meinem besten Freund ein paar Verwandte besuchen fuhr, teilten wir unser Zugabteil mit Afrikanern (oder Deutschen afrikanischer Herkunft, wir haben uns die Pässe nicht zeigen lassen, vielleicht reite ich mich auch grade komplett in die ethnologische Scheiße und es waren Indios oder Aborigines – das alles spielt aber weiter keine große Rolle). Wie bei Menschen dieser Herkunft nicht unüblich unterhielten sie sich ziemlich laut, beziehungsweise riefen sich auch über Meter von Entfernung, wenn der Harndrang oder ähnliches sie dazu trieb sich voneinander zu entfernen, solange es ihnen Sinn zu machen schien, weiterhin Gesprächsbrocken und Gelächter zu. Dies alles nicht auf deutsch. Ein Verhalten, dass in afrikanischen Bussen wahrscheinlich noch als dezent gegolten hätte. Nun ließ mein Kumpel die Bemerkung fallen, dass er das nicht gut fände, dass sie, nur weil wir sie nicht verstehen können, so laut seien. Woah. Ich habe ihn sofort darüber aufgeklärt, dass eine derartige Lautstärke in afrikanischen Ländern (ich kann zwar, was leibliche Erfahrung betrifft, nur von Nordafrika reden, aber die ein oder andere Dokumentation hat meine These untermauert, nein, erst zum Aufbau gebracht) einfach normal ist. Und tatsächlich: Diese Erklärung hat ihn irgendwie milder gestimmt. Er konnte mehr Sympathie für Menschen empfinden, die sich einfach nur so verhalten, wie sie es gewohnt sind, als für ein ungehobeltes „Wir tröten hier rum wie wir wollen, und keiner versteht es!“. Das ist verständlich. Die Frage ist: Wie kam er zu der ersten, irrigen Annahme? Wo ER doch im Auslandsurlaub bestimmt niemals durch die öffentlichen Verkehrsmitteln blöken würde, nur weil es niemand versteht? Wie kommt man auf diese Schlussfolgerung?

Ich glaube, ein gewisses Grundmisstrauen dem Fremden gegenüber ist nun mal auch und grade dem aufgeklärten Geist des Westens nicht fern. Schön ist das nicht. Akzeptabel ist es, wenn es sich korrigieren lässt. Schlimm, wenn wider besseren Wissens beharrt wird. Am schönsten wäre eine der Juristischen ähnlichen Unschuldsvermutung.

Die Ursache für falsche Schlußfolgerungen im Umgang mit Fremdländern, ist sehr oft fehlendes Wissen. Das kann so einiges entschuldigen – man kann nicht alles wissen – aber nicht das offen lassen dieses Wissensloches, um sich über aus ihm entstandene bzw. entstehende Fehlfolgerungen zu mokieren, worin ich eine viel größere Gefahr sehe, als in ein paar kleinkarierten Vorurteilen (die bestimmt jeder von irgendetwas hat) die man sich aber GERNE ausräumen lässt.

Ähnlich das Gespräch, dass ich mit einer Freundin hatte, die es unmöglich fand, in einem arabischen Lebensmittelladen nicht einmal angeschaut zu werden, wenn sie zahlte. Dies empfand sie als ungeheure Unhöflichkeit. Ich leugne nicht, dass es das gewesen sein KANN. Aber man sollte auch wissen, dass es in muslimischen Kulturkreisen als besonders höflich bzw. religionskonform gilt, fremde Frauen eben NICHT anzuschauen.

Es gibt nun mehrere Typen der Reaktion auf eine solche Information. Meiner Meinung nach ok wäre etwas, das sich in dem Rahmen von „Achso, ok, dann war das vielleicht gar nicht abschätzig gemeint. Was solls.“ bewegt. Meiner Meinung nach schön wäre eine Reaktion à la: „Achsoooo, na umso besser, dann weiß ich ja jetzt Bescheid. Ha, der nächste der mir dort direkt in die Augen schaut kriegt was aufn Detz, hahaha.“ Meiner Meinung nach gefährlich wäre ein: „Hm, naja. Ich weiß nicht. Der hat das bestimmt nicht höflich gemeint. Überhaupt ne komische Art, seine Höflichkeit zu zeigen. Das soll ich glauben? *brabbelbrabbel*“

Der Unterschied liegt in dem Grad des Wohlwollens, den man bereit ist, grundsätzlich anderen Verhaltensweisen gegenüber zu zeigen, bzw. die Bereitschaft sich, auch wenn einem diese seltsame Sitte vielleicht nicht gefällt, trotzdem davon überzeugen zu lassen, dass sie ganz anders gemeint sein könnte, als man zunächst angenommen hat.

Niemand wird gezwungen es als ausgesucht höflich zu empfinden, nicht angeschaut zu werden. Aber niemand sollte es für völlig unmöglich halten, dass damit eine Art Höflichkeit vom Gegenüber beabsichtigt wurde.

Kindergeburtstag

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Heute musste ich mich von einem sechsjährigen Mädchen, nennen wir sie Sieglinde, kichernd als Dummkopf bezeichnen lassen, weil ich ein Star-Wars-Lego-Raumschiff „hübsch“ fand. Später wagte es Sieglinde weiterhin mir mit ihren zarten Kinderfüßen an den Dutt zu treten (ich hockte auf dem Boden, sie lümmelte auf einem Sessel). Sie ließ nicht locker und brachte schließlich auch noch ihre Hände ins Spiel. Es folgte eine gleichsam gewaltfreie wie konsequente Maßregelung, die bewirkte, dass für den Rest des Abends lediglich Blicke meinerseits für eine akute Verhaltensänderung ihrerseits nötig wurden.

„Trotz sechs Jahren algerischer-Kindermob-Abstinenz; Ich kann’s noch.“ gluckste mein inneres pädagogisches Stimmchen voll Stolz.

Bitte nicht falsch verstehen: Sieglinde und ich verbrachten einen Großteil des Abends kuschelnd und in schönem Einvernehmen. Lediglich mit dem angenehmen Zusatz, dass ich ihr sorgenfrei den Rücken zu wenden konnte.

Mein kleiner Cousin (im Weiteren nur noch klC genannt, bitte englisch aussprechen, Buchstabe für Buchstabe) bewies einmal mehr seine erstaunliche Auffassungsgabe, indem er mein WanngibtsEssen-Genöle mit „Hast Du eigentlich auch mal keinen Hunger?“ kommentierte, und meiner angesetzten Replik noch bevor ich zuende Luft holen konnte mit „Außer wenn Du sagst: Ich bin pappsatt.“ den Wind aus den Segeln nahm.

Außerdem musste ich mir von einem ca. elfjährigen Burschen sagen lassen, dass ich „für eine 24jährige ganz schön viel Quatsch“ mache. „Hab ja in meinem klC auch einen guten Lehrmeister“ erklärte ich bescheiden – dieser stimmte zu und wir lachten geschwisterlich. Überhaupt gab er sich heute sehr familiär – ich dürfe seine Legosachen kaputt machen, seine Freunde aber nicht, denn ich gehöre zur Familie. Fließt da irgendwo sizilianisches Blut in seinen Adern? Wie auch immer; was haben wir gelacht.